Besuch bei Verbeke Homes in Eldoret 

 

08.04.2023

Von Franciscah Kosgey und Christian Mannß

 

Nach der langatmigen COVID-19 Pandemie konnten wir im März 2023 endlich wieder nach Kenia reisen. Diese Reise hatten wir bereits früher geplant, doch leider war es uns nicht möglich diese durchzuführen, aufgrund von strikter pandemie-bedingter Reiseregulierungen in Kenia und Deutschland. Entsprechend war die Freude auf allen Seiten sehr groß, als wir dieses Jahr endlich nach Kenia fliegen konnten. Traditionsgemäß haben wir auf dieser Reise auch unseren Partnerverein in Eldoret „Verbeke Homes“ (VH) besucht.

 

Unsere letzte Reise lag nun schon drei Jahre zurück und fand vor der COVID-19 Pandemie statt. Kenia hat genau wie Deutschland während der Pandemie mit starken Einschränkungen z.B. strikten Lockdowns zu kämpfen gehabt. Insbesondere die Menschen in den mittleren und unteren Einkommensklassen Kenias waren stark von diesen Maßnahmen betroffen, da viele Kenianer*innen aufgrund der Ausgangssperren ihren Job verloren und insbesondere in den ländlichen Gegenden die Nahrungsmittel Beschaffung mit enormen logistischen und finanziellen Herausforderungen verknüpft waren. Die Auswirkungen der Pandemie sieht man auch heute noch insbesondere in den stark vom Tourismus abhängigen Teilen Kenias. Auch unser Projekt stand vor enormen Herausforderungen. Home-Schooling, Nahrungsmittelbeschaffung und die ständige Bedrohung an Corona zu erkranken, haben unsere finanziellen und betreuerrischen Kapazitäten auf die Probe gestellt. Dank der regelmäßigen Unterstützung unserer Spender*innen und Paten und dem unermüdlichen Einsatz von Janet vor Ort haben wir diese Zeit dennoch gut überstanden und konnten alle unterstützen jungen Menschen weiter den Zugang zur Bildung ermöglichen. 

 

Im Jahr 2023 sind die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie weitestgehend aufgehoben. Dennoch steht Kenia nun vor der nächsten großen Herausforderung. Wie auch in Deutschland sind die Preise insb. für Nahrungsmittel stark gestiegen. Hinzu kommt, das Kenia in weiten Teilen des Landes unter einer enormen Dürre leidet. Das heißt, dass der Einkauf im Supermarkt und teilweise auch auf dem lokalen Markt für viele Menschen kaum noch erschwinglich ist, gleichzeitig insb. in den ländlichen Gegenden der Anbau von Mais und anderen Nutzpflanzen durch die klimatischen Veränderungen und der erwähnten Dürre stark erschwert wird - eine tödliche Kombination. Auch das Futter für die Nutztiere wie Kühe und Hühner  ist enorm im Preis gestiegen. In Anbetracht der Tatsache, dass Kuhmilch ein Grundnahrungsmittel für viele Familien darstellt, ist diese Entwicklung ebenfalls sehr besorgniserregend. 

Die Lebensmittelversorgung bei unserem Partnerverein VH steht, wie bei den meisten kenianischen Familien, auf zwei Säulen: 1. der Einkauf auf den lokalen Märkten und 2. durch eigens angebaute Nutzpflanzen und die Haltung eigener Nutztiere. Die dramatischen Preiserhöhungen und die fehlende analoge Anpassung bei den Gehältern, führt dazu, dass Familien immer stärker darauf angewiesen sind dass jedes Familienmitglied versucht Geld bzw. Nahrung zu beschaffen. Dies führt in eine Zwickmühle: zum einen ist es durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten nun noch schwieriger das Schulgeld für die Kinder zu erwirtschaften und zum anderen wird die Arbeitskraft dieser benötigt um das Überleben der Familie zu sichern. An diesem Punkt setzt die Arbeit unseres Vereins an: Wir schützen Kinder vor der Kinderarbeit, schicken sie in die Schule und stellen eine adäquate Verpflegung sicher. Hierfür sind wir aktuell dabei auf dem Grundstück von VH eine kleine Farm zu errichten, auf der Mais und andere Nutzpflanzen angebaut werden können. Einen eigenen Brunnen samt Wasserpumpe konnten wir bereits installieren - dies war ein Game Changer, da nun die Wasserbeschaffung deutlich sicherer wurde.

 

Da viele Kinder und Jugendliche in sogenannte „Bording Schools“ (Internate) gehen und zu dem Zeitpunkt unseres Besuchs keine Schulferien waren, haben wir auf unserer diesjährigen Reise nur ein paar Kinder und Jugendliche in der Unterkunft unserer Partnerorganisation angetroffen. Diese haben uns freudestrahlend berichtet, was sie bereits in der Schule gelernt haben und Christian konnte sich sogar ein eigenes Bild von der Schule machen, in der Blessing unterrichtet wird. Blessing ist auf einer nahegelegenen Grundschule untergebracht und bleibt aufgrund der Nähe zu VH auch während der Schulzeit „zu Hause“. Die Auswahl der richtigen Schule ist für die Kinder essenziell, da es leider viele Schulen gibt, deren Qualität in vielerlei Hinsicht unterirdisch ist (angefangen von löchrigen Dächern bis hin zu unqualifizierten Lehrern). Demnach sind einige unserer Kinder/Jugendliche auf Schulen untergebracht, die von dem VH Gebäude weiter entfernt sind.

 

Eine weitere tolle Begegnung hatten wir mit Collins. Diesen jungen Kenianer haben wir 2017 in unser Projekt aufgenommen und bis zu dem erfolgreichen Abschluss seines Bachelor-Studiums im Bereich „Veterinär Medizin“ unterstützt. Collins ist nun auf der Suche nach einem Job und tariert parallel die Möglichkeit aus, ein vertiefendes Master-Studium zu beginnen. Auch dieser teilte uns seine tiefe Dankbarkeit dafür mit, dass er durch unseren Verein die Möglichkeit bekommen hat, seine Zukunft selbstbestimmt durch ein Studium zu gestalten.

 

Nach gut 6 Tagen in Eldoret und einer Menge spannender Eindrücke und tollen Begegnungen, war es dann an der Zeit die Heimreise anzutreten. Wir konnten mit eigenen Augen sehen, welchen signifikanten Unterschied wir in dem Leben unserer aufgenommenen Kinder und Jugendliche durch die Unterstützung unserer Spender*innen und Paten machen! Bildung ebnet den Weg für eine selbstbestimmte Zukunft, raus aus den Fängen der Armut und unterstützt den Aufbau von Familien, die in der Lage sind sich selber zu Versorgen. Wir hoffen, dass wir in naher Zukunft noch mehr Menschen diesen Weg aufzeigen können und danken all unseren Spender*innen und Paten für ihre tatkräftige Unterstützung!